ISO 26000

Die ISO 26000 ist ein internationaler Standard, der Leitlinien für soziale Verantwortung von Organisationen bietet. Er wurde von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) entwickelt und im Jahr 2010 veröffentlicht und 2021 aktualisiert. ISO 26000 ist kein Zertifizierungsstandard wie einige andere ISO-Standards (z.B. ISO 9001 oder ISO 14001), sondern dient als Leitfaden, um Organisationen dabei zu helfen, sozial verantwortliche Praktiken in ihre Geschäftsstrategien und täglichen Aktivitäten zu integrieren.

Der Standard richtet sich an alle Arten von Organisationen, unabhängig von ihrer Größe, Art oder Branche, und umfasst sowohl private Unternehmen als auch öffentliche Einrichtungen und gemeinnützige Organisationen. Die ISO 26000 legt grundlegende Prinzipien und Kernthemen der sozialen Verantwortung fest, die Organisationen bei der Umsetzung von nachhaltigen und ethischen Geschäftspraktiken unterstützen sollen.

Die Kernthemen der ISO 26000 sind:

  1. Organisationsführung: Führung und Entscheidungsfindung, die auf ethischen Grundsätzen und Werten basieren, und die Einbindung von sozialer Verantwortung in die Unternehmensstrategie und -kultur.
  2. Menschenrechte: Achtung und Schutz der Menschenrechte, Prävention von Menschenrechtsverletzungen und Beseitigung von Diskriminierung.
  3. Arbeitspraktiken: Schaffung von fairen, sicheren und gesunden Arbeitsbedingungen, Förderung von Gleichstellung und Vielfalt, Achtung der Rechte von Arbeitnehmern und Schutz vor ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit.
  4. Umwelt: Minimierung der Umweltauswirkungen, effiziente Nutzung von Ressourcen, Reduzierung von Abfällen und Emissionen, und Förderung von Umweltschutzmaßnahmen.
  5. Faires Betriebsverhalten: Integrität und Transparenz in Geschäftspraktiken, Vermeidung von Korruption und unlauterem Wettbewerb, und Achtung von Verbraucher- und Datenschutzrechten.
  6. Verbraucherfragen: Sicherstellung der Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen, offene und ehrliche Kommunikation mit Verbrauchern, und Berücksichtigung der Bedürfnisse von Verbrauchern mit besonderen Anforderungen.
  7. Gemeinwesen und gesellschaftliche Entwicklung: Engagement in lokalen und globalen Gemeinschaften, Unterstützung von Bildung, Kultur und sozioökonomischer Entwicklung, und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Die ISO 26000 bietet Organisationen einen umfassenden Rahmen, um ihre soziale Verantwortung zu bewerten und kontinuierlich zu verbessern. Es hilft ihnen, ethische und nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern, die das Wohlergehen der Gesellschaft, der Umwelt und der Wirtschaft unterstützen.

Was versteht man unter sozial verträgliche Praktiken

Sozial verträgliche Praktiken in der ISO 26000 beziehen sich auf die Aktivitäten und Maßnahmen, die Organisationen ergreifen, um ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt zu leisten. Diese Praktiken basieren auf den Kernthemen und Prinzipien der sozialen Verantwortung, die im Standard definiert sind. Einige Beispiele für sozial verträgliche Praktiken in den verschiedenen Kernthemen der ISO 26000 sind:

  1. Organisationsführung: Führungskräfte, die ethische Werte fördern, transparente Entscheidungsprozesse gewährleisten, eine Kultur der sozialen Verantwortung pflegen und Stakeholder in Entscheidungsfindungsprozesse einbeziehen.
  2. Menschenrechte: Achtung und Schutz der Menschenrechte, Prävention von Menschenrechtsverletzungen, Beseitigung von Diskriminierung am Arbeitsplatz und in der Lieferkette, und Förderung der Vielfalt und Inklusion.
  3. Arbeitspraktiken: Schaffung von sicheren und gesunden Arbeitsbedingungen, faire Entlohnung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Achtung der Arbeitsrechte, einschließlich des Rechts auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen, und Verhinderung von Kinder- und Zwangsarbeit.
  4. Umwelt: Umweltschonende Produktionsverfahren, Reduzierung von Emissionen und Abfällen, effiziente Ressourcennutzung, Einsatz erneuerbarer Energien und umweltfreundliche Produktgestaltung.
  5. Faires Betriebsverhalten: Integrität und Transparenz in Geschäftsbeziehungen, Bekämpfung von Korruption und Bestechung, Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen, Schutz von Verbraucherdaten und Datenschutz.
  6. Verbraucherfragen: Sicherstellung der Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu Produkten und Dienstleistungen, transparente und ehrliche Kommunikation mit Verbrauchern, Beachtung von Verbraucherrechten und -interessen, und Berücksichtigung der Bedürfnisse benachteiligter oder gefährdeter Verbrauchergruppen.
  7. Gemeinwesen und gesellschaftliche Entwicklung: Engagement für soziale und wirtschaftliche Entwicklung in lokalen und globalen Gemeinschaften, Unterstützung von Bildung, Kultur und sozialer Integration, Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Regierungen, um gemeinsame soziale und ökologische Ziele zu erreichen.

Durch die Implementierung sozial verträglicher Praktiken gemäß den Leitlinien der ISO 26000 können Organisationen ihre soziale Verantwortung wahrnehmen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten. Diese Praktiken tragen auch dazu bei, das Vertrauen der Stakeholder, einschließlich Kunden, Mitarbeiter, Investoren und Regulierungsbehörden, zu stärken und die langfristige Nachhaltigkeit und Erfolg der Organisation zu fördern.

7 Grundsätze der ISO 26000

Die ISO 26000 definiert sieben Grundsätze der sozialen Verantwortung, die Organisationen bei der Umsetzung ihrer sozial verantwortlichen Praktiken berücksichtigen sollten. Diese Grundsätze bilden die Basis für die Integration von sozialer Verantwortung in die Strategie, Kultur und täglichen Aktivitäten einer Organisation. Die sieben Grundsätze sind:

  1. Rechenschaftspflicht: Organisationen sollten für die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Aktivitäten auf die Gesellschaft und die Umwelt verantwortlich sein. Sie sollten transparente und nachvollziehbare Prozesse für die Identifizierung, Überwachung und Berichterstattung ihrer sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen etablieren.
  2. Transparenz: Organisationen sollten offen und ehrlich über ihre Entscheidungen, Politiken, Aktivitäten und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt kommunizieren. Transparenz ist wichtig, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei Stakeholdern, wie Kunden, Mitarbeitern, Investoren und der Öffentlichkeit, aufzubauen.
  3. Ethisches Verhalten: Organisationen sollten ethische Werte, wie Ehrlichkeit, Integrität und Fairness, in ihren Entscheidungsprozessen und Geschäftspraktiken fördern. Ethisches Verhalten beinhaltet auch die Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen und die Achtung der Rechte und Interessen aller Stakeholder.
  4. Achtung der Interessen der Stakeholder: Organisationen sollten die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Stakeholder berücksichtigen, einschließlich Kunden, Mitarbeitern, Investoren, Lieferanten, Gemeinschaften und der Umwelt. Sie sollten sich aktiv mit Stakeholdern austauschen, um deren Interessen und Anliegen zu verstehen und darauf einzugehen.
  5. Achtung der Rechtsstaatlichkeit: Organisationen sollten die Gesetze und Vorschriften der Länder, in denen sie tätig sind, respektieren und einhalten. Sie sollten auch internationale Normen und Vereinbarungen beachten, die für ihre Geschäftspraktiken und Aktivitäten relevant sind.
  6. Achtung der internationalen Verhaltensnormen: Organisationen sollten internationale Normen für sozial verantwortliches Verhalten anerkennen und respektieren, auch wenn diese Normen über die gesetzlichen Anforderungen in ihrem Land hinausgehen. Dies kann die Einhaltung von Menschenrechtsstandards, Arbeitsrechten, Umweltstandards und Antikorruptionsrichtlinien beinhalten.
  7. Achtung der Menschenrechte: Organisationen sollten die Menschenrechte respektieren und schützen, indem sie sicherstellen, dass ihre Geschäftspraktiken und Aktivitäten nicht zu Menschenrechtsverletzungen führen. Sie sollten auch Maßnahmen ergreifen, um mögliche Menschenrechtsverletzungen in ihrer Lieferkette oder durch ihre Geschäftspartner zu identifizieren und zu verhindern.

Keine Zertifizierung möglich

Die ISO 26000 ist keine Zertifizierungsnorm, sondern eine internationale Leitlinie für soziale Verantwortung von Organisationen. Sie bietet Unternehmen und Organisationen eine Anleitung, wie sie sozial verantwortliches Handeln in ihre Entscheidungsprozesse und Aktivitäten integrieren können. Die ISO 26000 ist ein freiwilliger Standard und bietet keine Zertifizierungsmöglichkeit.

Andere ISO-Normen, wie die ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und die ISO 14001 (Umweltmanagement), sind Zertifizierungsnormen, die von Organisationen angewendet und zertifiziert werden können. Wenn Sie nach einer Zertifizierung im Bereich der sozialen Verantwortung suchen, können Sie sich alternativ die SA8000 (Social Accountability International) oder die B Corp-Zertifizierung (B Corporation) ansehen. Diese Standards bieten Zertifizierungen für sozial verantwortliches Handeln und nachhaltige Geschäftspraktiken.

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